Zwischenbilanz von Moritz Oeler, Kapitän des Wasserball-Nationalteams, nach zwei EM-Spielen in Budapest
Moritz Oeler ist einer von fünf „Wasserfreunden“, die den Double-Gewinner aus Spandau bei der EM in Budapest vertreten. Fünf Spieler, die offiziell noch alle zum Meisterteam gehören. Zwei von ihnen, Andreas Schlotterbeck und Timo van der Bosch, werden das – wie berichtet – allerdings nur noch bis zum Ende der Wechselfrist tun. Damit werden in Zukunft nur die drei „Ms“, Marko Stamm, Maurice Jüngling und Moritz Oeler, das Spandauer Double-Gewinner-Team in der Mannschaft von Bundestrainer Nebojsa Novoselac vertreten und mit ihrer Erfahrung und ihrem Können als Leistungsträger das Nationalteam unterstützen. Moritz Oeler ist zudem seit mehr als einem Jahr Kapitän des Nationalteams, als Nachfolger des Spandau-Urgesteins Marc Politze. Vor dem dritten Spiel am Donnerstag gegen Spanien unterhielt sich Klaus Weise mit ihm.
Mit welchen Absichten und Zielen – und in welcher Stimmung – seid Ihr zur EM gekommen?
Unser Ziel ist die WM-Qualifikation, also ein Platz unter den Top 8. Uns war und ist klar, dass die Gruppe mit Kroatien, Serbien, Ungarn, Spanien und Frankreich superhart und schwer wird. Entsprechend haben wir versucht, uns physisch und mental darauf vorzubereiten. Mit Trübsal kommt man da sicher nicht weiter.
Wie war für Dich das Wiedersehen mit Deiner zwischenzeitlichen Heimat? Du hast ja 2013 eine Saison für Vasas Budapest gespielt .
Klar kennt man hier einige Leute, auch vom ungarischen Team, und ich freue mich immer in diese tolle Stadt zurückzukommen. Zeitlich ist das allerdings immer ein Spagat, denn das Turnier geht hier natürlich ganz klar vor.
In den beiden ersten Partien gegen die Favoriten Kroatien und Serbien gab es jeweils Fünf-Tore-Niederlagen? Wie hast Du die Spiele erlebt?
Wir wussten, dass es hart wird, aber natürlich will man trotzdem die beste Leistung abliefern. Das gelang uns gegen Kroatien noch nicht so gut, aber gegen Serbien lief es schon besser. Auch, wenn das Ergebnis dies vielleicht nicht so erscheinen lässt. Serbien ist hier der Titelfavorit Nummer 1. Luft nach oben sehe ich bei uns eindeutig. Die gilt es nun gegen die weiteren Gegner abzurufen.
In den Matches gut mitgehalten, gegen Kroatien ein Viertel gewonnen, gegen Serbien drei nur mit je einem Tor verloren – reicht das, um zufrieden zu sein?
Zufrieden ist man nach so einem Spiel nicht. Trotzdem muss man aber auch die Leistung Kroatiens und Serbiens anerkennen, keine Frage. Man lernt ja bekanntlich von den Besten.
Worin waren die anderen besser? Was fehlt dem deutschen Wasserball?
Man darf nicht vergessen, dass wir uns noch immer in einem Umbruch befinden. Es kostet nun mal Zeit und Kraft, wieder ein starkes Team aufzubauen. Das Team ackert hart, um an alte Erfolge anzuschließen, aber das geht nun einmal nicht von heute auf morgen.
Was macht Dir Hoffnung für den Fortgang der EM? Wie siehst Du die Chancen gegen Spanien, Ungarn und Frankreich?
Wir werden alles geben, was wir können. Soviel steht fest. Wichtig ist, unser Team nach vorne zu bringen, was sich nicht allein im Ergebnis widerspiegelt. Spanien ist stark derzeit, gegen Kroatien haben sie ein Remis geschafft, sie hätten durchaus gewinnen können. Natürlich werden wir unsere Chance suchen, das haben wir in den letzten Jahren gegen Spanien meist geschafft. Gegen Ungarn zuhause wird es sicherlich nicht leichter, aber Samstagabend mit der wohl tollsten Kulisse, die man sich in dieser Sportart wünschen kann (Margareteninsel, volles Haus), wird jeder besonders motiviert sein. Gegen Frankreich wollen wir gewinnen und dazu haben wir sicher das Zeug.
Das Weiterkommen wird extrem schwer – welches realistische Ziel bleibt?
Wie gesagt, die WM Quali für 2015 sollte dabei herausspringen, wenn wir unser Potenzial in die richtige Richtung lenken.
Bist Du bislang mit Deiner eigenen Leistung zufrieden – nach zwei Spielen ohne Tor ….
Bei solchen Spielen steht primär die Abwehr im Fokus. Trotzdem bin ich eigentlich auch im Angriff zuhause, was mir die letzten beiden Spiele jedoch noch nicht in letzter Konsequenz geglückt ist. Ich arbeite daran … Natürlich kümmern sich die Gegner besonders um einen, den sie kennen, das kommt dazu. Wer die Tore schießt, ist im Endeffekt aber völlig egal.
In welcher Form übst Du als Kapitän Einfluss auf die Mannschaft aus?
Das sind verschiedene Aufgaben, die man da hat. Einerseits eine offizielle, die auch die Kommunikation mit Leuten außerhalb des Teams beinhaltet (Presse, Trainer, Manager) und andererseits der innere Kern der Mannschaft, wo man immer wieder versucht, zu motivieren, aufzubauen, Tipps zu geben. Natürlich kostet das auch Kraft und ich merke, wie mühsam es ist, diese Rolle wirklich angemessen auszufüllen, so wie ich es selbst von einem anderen erwarten würde. Das merkt man allerdings erst, wenn man den Job selbst mal macht …