Marc Politze ist mit seinen fast 36 Jahren einer der besten deutschen Wasserballer. Nach 407 Länderspielen ist der Vater zweier Töchter im Frühsommer aus dem Nationalteam zurückgetreten und dachte wiederholt über seinen Totalabschied vom Aktiven-Dasein nach. Mit den Wasserfreunden Spandau 04, für die er seit seinem Wechsel aus Hannover an die Havel (2002) tätig war, gewann er eine Vielzahl an Meisterschaften und Pokalen. Mit der Nationalmannschaft, in der er wie bei den Spandauern Kapitän war, erlebte er zwei Olympische Spiele, zig WM und EM. „Er ist ein Ausnahmewasserballer“, sagt Schwiegervater Hagen Stamm.
Doch in der vergangenen Saison half dieser Status ihm selbst, seinem Verein und auch dem Nationalteam wenig: Die DSV-Männer verpassten Olympia in London, Duisburg unterbrach in Meisterschaft und Pokal Spandaus Titelabonnement, in der Champions League blamierten sich die 04er als Letzte ihrer Gruppe und „Papo“ (Papa Politze) musste sich einer Schulter-OP unterziehen,
Marc Politze, 407-facher Nationalspieler und Kapitän der Wasserball-Bundesliga-Mannschaft der Wasserfreunde Spandau 04
Vor diesem Hintergrund stellte sich der Diplomkaufmann, der jetzt im Studiennachgang Master für Management und Beratung werden will, verständlicherweise die Sinnfrage.
Politze hat dieses Thema mit seiner Familie, Freunden und vor allem dem neuen Trainer Andras Gyöngyösi besprochen. Das Ergebnis: „Ich habe unterschrieben, ich mache weiter und ich will helfen!“
Der ungarische Coach sei „ein sehr interessanter Trainertyp“, hat Politze festgestellt. Und er hat zugestimmt, als Marc ihn fragte, ob er sich vorstellen könne, mit einem Spieler zusammenzuarbeiten, der auf Grund seiner vielfältigen Anforderungen mit Studium, Beruf und Familie nur vier harte Einheiten pro Woche bestreiten kann.
Weder er noch der Trainer haben Erfahrungen mit einer vergleichbaren Situation. Die vier Trainingseinheiten werde er „zu 150 Prozent nutzen – so wird aus Weniger mehr. Mit neuen Leuten gibt es neue Reize. Ich bin in einer euphorischen, positiven Stimmung: Ich habe Bock!“, erklärt Politze.
Gespannt sei er auf die neue Saison, die mit dem ersten Pflichtspiel für Spandau frühestens am 5. Oktober im Deutschen Supercup in Duisburg beginnt, sollte dieses Duell zustande kommen. „Ich hoffe, dass ich helfen kann, das ist mein erstes Anliegen.“ Herausforderungen gibt es genug:
National wollen die Berliner wieder dorthin, wohin sie ihrer Meinung nach gehören – an die Spitze! In der Champions League soll die schwache letzte Saison vergessen gemacht werden. Die Auswahl ist für Marc Politze Geschichte. „Das ist vorbei! Alles ist gut. Ich hatte dort eine schöne und lange Zeit, und jetzt gibt es zuhause jede Menge tolle Aufgaben.“