Gratulation zu den Titeln Deutscher Meister und Deutscher Pokalsieger mit dem ASC Duisburg in diesem Jahr. Wie hast du die Saison erlebt?
Julian Real: Vielen Dank.
Die Saison hätte schlechter nicht starten können. Zuerst die Absage zur Teilnahme am Europapokal und dann noch die Schließung des Schwimmstadions. Beides waren Faktoren, die eine Mannschaft eigentlich aus der Bahn werfen, doch bei uns war es anders.
Wir haben uns zusammengerafft uns immer wieder gegenseitig motiviert und sind so noch mehr zusammengewachsen.
Mit dem Start der Freibad Saison hatten die Strapazen mit verschiedenen Trainingsorten dann endlich ein Ende und wir waren wieder in gewohnter Umgebung.
Das am Ende das Double bei herausgesprungen ist, ist einfach nur super und ich hoffe das noch weiter solche Saisons folgen.
… und der Wehrmutstropfen, nicht in der Champions League spielen zu können?
Julian Real: Es war nicht leicht mit anzusehen, wie Waspo Hannover und Spandau Berlin in der Champions League spielten. Gerne hätten wir als Vizemeister auch am Europapokal teilgenommen. Leider blieb uns das aus finanziellen Gründen verwehrt. Ich mache dem Verein in der Hinsicht keinen Vorwurf, bevor der Verein sich in finanzielle Nöte bringt, war ein Verzicht unabdingbar. Klar ist das keine gute Werbung für den Wasserballsport, aber so ist es leider in vielen Amateursportarten der Fall. Große Sponsoren fehlen und Gelder für internationale Großereignisse sind nur schwer zu bekommen.
Wie ich aber nun erfahren habe ist der Verein durch den Gewinn von Meisterschaft und Pokal an neue Sponsoren heran getreten und es sieht sehr gut aus das wir in der kommenden Saison wieder in der Champions League mitspielen.
Im Wasserball-Team Deutschland bist du mittlerweile eine der zentralen Spieler, der sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff den Spielen seinen Stempel aufdrückt. Wie fühlst du dich in dieser Rolle?
Julian Real: Ich bin seit 5 Jahren Teil der deutschen Nationalmannschaft. Über die Jahre habe ich mich immer weiterentwickelt und viel Erfahrung National und International gesammelt. Ich glaube das ist ganz normal das man im Laufe der Zeit mehr Verantwortung übernimmt und unerfahreneren Spielern weiter hilft. Ich fühle mich in meiner Position als erster Centerverteidiger sehr wohl und will der Mannschaft durch gute Aktionen in der Verteidigung Sicherheit vermitteln und dann vorne im Angriff noch gefährlicher zu sein. Anfangs hatte ich viele Probleme mit meinem Schuss, daran habe ich hart gearbeitet, so dass ich jetzt auch vorne im Angriff Akzente setzten kann.
Am Samstag steht das letzte Heimländerspiel vor der WM gegen Australien in Duisburg auf dem Plan. Für dich ein echtes Heimspiel, ist die Nervosität da besonders groß?
Julian Real: Von großer Nervosität würde ich jetzt nicht sprechen. Eher eine gute Grundanspannung und dann natürlich Freude darüber hier in Duisburg spielen zu dürfen. Ich hoffe natürlich das viele Wasserball Fans den Weg an die Wedau antreten, um uns zu unterstützen. Aber wenn ich an das Meisterschaftsfinale zurückdenke mach ich mir in dieser Hinsicht keine Sorgen, da war es ja auch richtig voll.
Und wer zurück denkt, der weiß, dass wir im Jahre 2009 zur Vorbereitung auf die WM in Rom auch ein Trainingslager und Länderspiel gegen Australien in Duisburg hatten. Bei der Weltmeisterschaft haben wir damals sensationell Montenegro raus geworfen und sind am Ende 6ter geworden. Vielleicht ja ein gutes Omen.
Einige erfahrene Spieler, wie z.B. die bisherigen Leitwölfe Politze, Tchigir und Kreuzmann sind in diesem Sommer nicht im Kreise des Wasserball-Teams Deutschland dabei, dazu steht mit Nebojsa Novoselac ein neuer Bundestrainer am Beckenrand. Wie siehst du diese Entwicklungen?
Julian Real: Nach der verpassten Olympiaqualifikation war ein personeller Umbruch abzusehen. Das Wasserball Team Deutschland braucht für den nächste Olympiazyklus motivierte Spieler welche die nächsten 3 Jahre zusammen arbeiten, damit wir uns dann als eingespieltes Team für die Olympischen Spiele qualifizieren.
Mit Nebo als neuem Bundestrainier glaube ich, dass wir einen sehr engagierten Trainer mit viel Fachwissen haben, der eine Mannschaft aufbauen kann, die in 3 Jahren es schafft, sich für die Olympischen Spiel in Rio zu qualifizieren.
… und die Chancen bei der WM?
Julian Real: Mit Italien, Kasachstan und Rumänien als Gruppengegner haben wir sicherlich keine einfache aber eine lösbare Aufgabe bekommen.
Unser Ziel ist es Gruppenzweiter zu werden und das ist nach meinen bisherigen Eindrücken auch realistisch. Wenn wir dann über Kreuz gegen Australien oder China spielen ist das Viertelfinale in Reichweite … und wenn wir dann unter den ersten 8 sind, ist ja vielleicht noch eine Überraschung möglich.
Zum Abschluss vielleicht noch ein Einblick in das Wasserballer-Leben des Julian Real. Wie sieht eigentlich so ein Tag aus, wenn du mit dem Nationalteam unterwegs bist?
Julian Real: Der Wecker klingelt um 8:00 Uhr zum gemeinsamen Frühstück im Hotel. Anschließend straffes Morgen-Training von ca. 2 Stunden, dann geht es wieder ins Hotel zum gemeinsamen Mittagessen. Bis zum Nachmittag haben wir Zeit zum regenerieren, Termine für Massage sind möglich, aber gerne guck ich auch mal in der freien Zeit in meine UNI-Bücher. Das Training startet mit einer Krafteinheit, anschließend gehen wir wieder ins Wasser. Abends ist dann wieder Regeneration und Kraft sparen angesagt, damit es dann am nächsten Tag wieder mit Power weiter geht.
… gibt es bei dir auch besondere Rituale?
Julian Real : Ein guter Espresso und meine besten Sounds im Ohr bereiten mich ideal für das Spiel vor.
Vielen Dank und viel Erfolg bei der WM in Barcelona!