Hagen Stamm, als Präsident der Wasserfreunde Spandau 04 haben Sie zusammen mit ihren anderen Präsidiumsmitgliedern die Entscheidung gefällt, sich in der Saison 2013/14 für eine der 8 Wildcards für die Wasserball Championsleague (gültig für die nächsten drei Jahre) zu bewerben. Warum?
“Unser Verein hat in den letzten Jahrzehnten immer Verantwortung für unsere Sportart und deren internationale Außenwirkung übernommen. Als die LEN, unser europäischer Verband, die Ausschreibungsregularien für die Wildcard bekannt gab, war uns klar, dass wir diese als einziger deutscher Verein erfüllen können, sonst würde der Platz nach Russland, Frankreich, Slowakei oder Montenegro gehen. Es wurden von der LEN die konstante Teilnahme am Europacup sowie die dabei erzielten Ergebnisse der letzten 10 Jahre bewertet.
Außerdem wollte man in der LEN Ballungszentren und Sportmetropolen mit Erfahrungen bei der Ausrichtung von Wasserballevents. Hier hatten wir z. B. beim Weltliga-Finale, aber auch bei unseren Europa-Cup-Spielen, in der Vergangenheit extrem gepunktet.
Das weitere Kriterium “Platzierung unter den ersten 3 bei der letzten nationalen Meisterschaft” war erfüllt.
Schwieriger war es, einen Fernsehsender mit Übertragungsgarantie für alle Heimspiele zu finden, was uns dann mit TV Berlin gelang.
Am Ende des Entscheidungsprozesses haben wir dann die mediale Werbewirksamkeit für unseren gesamten Verein Wasserfreunde Spandau 04 bewertet und sind zu dem Schluss gekommen, das 3-Jahres-Projekt anzugehen.“
Aber es kostet doch auch eine Stange Geld?
„Ja, alles in allem ca. 120.000 €, inklusive der 30.000 € Marketinggebühr an die LEN pro Jahr. Hier unterschied sich unser Verein aber in den letzten Jahren immer schon von anderen.
Von uns wurde die Chance der medialen Außenwirkung höher bewertet als die Angst vor den Risiken.
Wir sind mit einer erheblichen Etatlücke in die Championsleague-Saison gegangen, haben diese aber inzwischen schon größtenteils schließen können und sind guten Mutes, bis Ende der Saison durch neue Sponsoren und Förderer noch den Rest zu deckeln.
Unser Verein mit allen Abteilungen profitiert von der Außenwirkung, die Bootssportler, Tennisspieler, Taucher, Modernen Fünfkämpfer und Schwimmer genauso wie die Wasserballer. Es ist eine Marketinginvestition des Gesamtvereins, auch in steigende Mitgliederzahlen in allen Abteilungen.“
Vier Spiele sind jetzt rum. Ihre Mannschaft konnte bereits zweimal punkten. Morgen geht es gegen den Tabellennachbarn aus Belgrad. War die Entscheidung richtig, zumal die Wildcard ja für die nächsten 2 Jahre noch mal den Startplatz sichert, aber auch immer wieder frisches Geld kostet?
„Ich denke ja, in jedem Fall. Unser Verein Wasserfreunde Spandau04 ist in den letzten 30 Jahren eine Marke geworden – und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in Wasserball-Europa. Hier erstaunt mich oft unser hohes Ansehen speziell im Ausland.
Außerdem halten wir damit auch die Fahne des deutschen Wasserballs in Europa hoch und sichern unseren Spielern internationale Spielpraxis auf höchstem Niveau.
Davon wird auch die Nationalmannschaft weiter profitieren. Es ist für die Spieler doch auch eine ganz andere Motivation vor vielen Zuschauern solche Spiele erleben zu dürfen.
Aber es gibt natürlich immer Neider, denen wir aber deutlich durch die bisherigen Spielergebnisse zeigen konnten, dass wir durch die Wildcard berechtigt unter den besten 12 Teams in Europa gesetzt sind.
Eigentlich müsste es doch jedem ehrlichen deutschen Wasserballfan lieber sein, Spandau in der Championleague durch die Wildcard gesetzt zu sehen, als Kasan, Wolgograd, Marseille, Oradea, Kosice oder Rijeka.“
Wie bewerten Sie die öffentliche Resonanz auf die ersten Spiele?
„Wir hatten bei den ersten 3 Fernsehübertragungen der Spiele in voller Länge im Free TV auf TV Berlin, jeweils zur Primetime 20 Uhr, pro Spiel zwischen 200.000 und 250.000 Fernsehzuschauer. Das ist ein wahnsinnig gutes Ergebnis. Der normale Schnitt von TV Berlin liegt zu den Sendezeiten bei ca. 140.000 Zuschauern, also eine Win-Win-Situation für alle.
Zusätzlich kommen im Nachgang noch Internet-Zuschauer dazu, die das Spiel zur Originalzeit verpasst haben oder nicht im Sendebereich von TV Berlin wohnen.
Auch bei unserem anderen neuen Medienpartner Hauptstadtsport.tv haben noch mal einige zehntausend Zuschauer unsere Sportart entdeckt, da wir ab dieser Saison von jedem Heimspiel (auch in der Liga) einen Kurzbericht im Sportmagazin von Hauptstadtsport anbieten können.
Die Resonanz in den Zeitungen ist aber noch steigerungsfähig. Hier leiden wir unter dem überwältigenden Sportangebot in Berlin. An einem Mittwoch spielten mit Alba Berlin Volleys und uns zeitgleich 3 Teams der Stadt im jeweiligen Europa Cup. Da können wir mit durchschnittlich über 600 Zuschauern pro Spiel sicher noch sehr zufrieden sein.
Also abschließend resümiert lohnt sich diese Investition für den ganzen Verein mit seinen 3.500 Mitgliedern und erhöht das Image nicht nur der Sportart Wasserball sondern generell für die Marke Wasserfreunde Spandau 04. Unser Ziel ist es, flankiert von solchen Marketingmaßnahmen, in den nächsten 3 Jahren das 4000. Mitglied in unserem Verein zu begrüßen.
Interview führte Oliver Konrad